Vegan und Haustiere-geht das?

Ich hatte schon immer Haustiere, ob Katzen, Hunde oder Nagetiere. Früher habe ich mir nie viele Gedanken gemacht, wie ethisch korrekt es ist Haustiere zu halten und diese anderen Spezies vorzuziehen. Doch seit ich vegan lebe, habe ich viel darüber nachgedacht und möchte meine Überlegungen in diesem Beitrag mit Dir teilen.

Ich lebe jetzt seit 2017 vegan und habe mich damit auch gegen den Speziesismus entschieden. Trotzdem war es für mich immer klar, dass ich so vielen Lebewesen wie möglich ein schönes Zuhause schenken möchte. Also haben wir uns 2021 dazu entschieden, Katzen aufzunehmen. Unsere Katzen haben wir von Tierschutzorganisationen aus Spanien und Kroatien. Und ich kann mir keinen Tag mehr ohne meine flauschigen Vierbeiner vorstellen. Trotzdem frage ich mich immer wieder: Ist es ok, meine Katzen vorzuziehen? Wie können sie möglichst artgerecht leben und zeitgleich andere Tierarten nicht bedrohen? Wie ist das Ganze vereinbar mit meiner veganen Lebensweise?

Zuerst ist es wichtig zu verstehen, was die sogenannten „Haustiere“ eigentlich sind?

Schon vor über 10.000 Jahren begannen Menschen Wildtiere zu domestizieren und daraus Haustiere zu machen. Seit dieser Zeit dienen Tiere, wie Schafe, Rinder, Katzen oder Hunde dem Menschen. Er hat sie sich zu Nutze gemacht, ob für die Verwendung ihrer Ressourcen, wie Fleisch, Wolle oder Fell, oder zur Belustigung in Freizeit, Zirkus oder Zoos. Schon damals wurden alle Haustiere, also domestizierte Tiere, ausgebeutet. Und das ist heute nicht anders. „Nutztiere“ werden für Fleisch, Milch und Co. verwendet, „Heimtiere“ werden zum Zeitvertreib und gegen Langeweile angeschafft. Doch wichtig ist, dass all diese Tiere einmal in freier Wildbahn in ihrem natürlichen Lebensraum beheimatet waren. Auch die Hauskatze stammt von einer Wildkatze ab. Das sollte einem immer bewusst sein. Wir als Menschen haben diese Tiere aus ihrer Heimat entfernt, sie nach unseren Vorstellungen gezüchtet und verwendet, so dass die heutigen Rassen kaum noch etwas mit den ursprünglichen Tieren zu tun hat.

Welche Probleme ergeben sich als vegan lebender Mensch bei der Haltung von Heimtieren?

Der Aspekt, der wohl am schnellsten in den Sinn kommt, ist das Futter. Katzen essen Fleisch und Fisch. Das heißt ich selbst lebe zwar vegan, jedoch muss für meine Katze ein anderes „Nutztier“ sterben. Ich ziehe in diesem Sinne also die Spezies Katze, der Spezies Huhn vor. Ein weiterer Aspekt ist die Haltung des Tieres. Unsere Katzen leben in Wohnungshaltung. Dies widerspricht dem natürlichen Verhalten der Katze, da sie in der Natur viele Kilometer zurücklegen kann. Und der letzte Aspekt, der mir problematisch erscheint, ist unser Verhalten und die Erwartungen gegenüber Haustieren. Wir erwarten, dass sie uns mögen und das machen, was wir von ihnen wollen. Jedoch sind sie Individuen, die selbst entscheiden möchten, ob sie angefasst, gestreichelt oder gehalten werden.

Wie könnte das Dilemma mit „Heimtieren“ gelöst werden?

Das gesamte Problem der Heimtierhaltung ist weitaus größer, als ich es mir zu Beginn vorgestellt hatte. Jedoch möchte ich hier trotzdem ein paar Anregungen geben, wie dieses Dilemma gelöst werden könnte.

Zucht: Die Züchtung dieser Tiere ist für mich der wichtigste Bereich, in dem nachhaltige Lösungsansätze umgesetzt werden können. Denn es gibt zu viele dieser „Heimtierarten“, wie Hunde und Katzen.

  • Qualzüchtungen: Wir haben Tiere nach unseren Vorstellungen geformt und damit die Körperstruktur der Tiere kaputt gemacht. Zu kurze Nasen oder Beine, Herzkrankheiten, zu langes Fell oder verstümmelte Ohren. Das Alles ist nicht natürlich und muss aufhören.
  • Züchten obwohl es genug vorhandene Tiere gibt: Es gibt unzählige Tiere, die auf der Straße leben und von Krankheit, Tierquälerei und Hunger betroffen sind. Daher ist es unsinnig noch mehr Tiere zu züchten. Es ist im Gegenteil wichtig, die Vermehrung einzugrenzen.
  • Kastrations- und Kennzeichnungspflicht kann helfen, die Populationen einzudämmen. Und damit die Tiere selbst und andere Arten zu schützen.

Futter: Das Futter der Heimtiere, wie z.B. Katzen ist problematisch, da sie im Gegensatz zu Nagern oder auch Hunden, tierische Proteine benötigen.

  • Hunde können in Zusammenarbeit mit Tierärzten oder Ernährungsberatern vegan ernährt werden. Daher ist hier das Futterproblem eingedämmt. Das ist aber auch sehr individuell, je nach Tier.
  • Katzen können nicht vegan oder vegetarisch ernährt werden. Daher ist es für mich ein Kompromiss auf Futter aus Insektenprotein umzusteigen und regionales, fair produziertes Futter zu kaufen. Aber auch das geht nicht mit jedem Tier und ist sehr individuell.

Haltung: Auch die Haltung von „Heimtieren“ hat Einfluss auf andere Tierarten und sollte natürlich so artgerecht wie irgendwie möglich sein.

  • Wohnungshaltung bei Katzen: ich bin soweit umsetzbar, für eine Wohnungshaltung von Katzen, zumindest in der jetzigen Verfügbarkeit von geeignetem Lebensraum. Denn es ist nicht nur so, dass der Mensch zu wenige Flächen bereitstellt, auf denen Katzen überleben können, sondern auch andere Tierarten werden stark bedroht. Teilweise sind Vogel- und Nagerarten schon vom Aussterben bedroht, weil Hauskatzen die Tiere zum Spielen benutzen. Das ist wie alle anderen Probleme in diesem Zusammenhang ebenfalls menschengemacht. Aber auch die Haltung ist bei Tieren super individuell und eine Wohnungshaltung sollte nicht mit jeder Katze umgesetzt werden.

Unser Bestreben als Menschheit sollte sein, dass alle Tiere in Freiheit und ohne Zweck für den Menschen in Ruhe leben können. Denn andere Lebewesen sind nicht für uns da. Sie sind fühlende Individuen, die gemeinsam mit anderen Tieren leben, kommunizieren und Emotionen empfinden. Das lässt sich jetzt noch schwer umsetzen, sollte aber für alle das oberste Ziel sein, auch für Heimtierhalter:Innen.

Artgerecht ist nur die Freiheit!

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